Der Artikel und das Bild Flächenverbrauch in Gärtringen bewegen uns sehr und wir haben das Bedürfnis, darauf zu antworten, weil wir uns selbst betroffen fühlen.
Vor 50 Jahren kauften wir eine Wiese zu Bauplatzpreisen von 1200 Quadratmeter außerhalb des Ortsetters. Drei Jahre warteten wir auf die Baugenehmigung.
Längst steht das Haus: Das Dach ist besandet, es siedelten sich Flechten und Moose an. Der ursprünglichen Bepflanzung des Geländes liegt der Plan eines Landschaftsgärtners („Unser Dorf soll schöner werden“) zugrunde, an den wir uns streng hielten. Vor dem Haus stehen 6 Obstbäume. Seitlich und hinter dem Haus wachsen ca. 50 weitere Bäume, darunter 13 recht hohe: zwei Douglasien (Geschenk des Försters zur Geburt der Kinder), drei Serbische Säulenfichten (die jetzt vom Käfer befallen sind und nach drei Jahren verheizt werden), dann Ahorn (auf einem brütet zurzeit ein Elsternpaar), Buche, Nussbaum, Rosskastanie, Ulme, Eberesche, Eiche, Schwarzkiefer, Bergkiefer, Lärche, Wilde Kirsche, Birke und diverse Sträucher, z.B. Haselnuss, Holunder, Eberesche, Ilex, Weißdorn, Heckenrose. Einige siedelten sich von selbst an. Das alles ist auch nur möglich, da zur Nachbarschaft ein freundschaftliches Verhältnis besteht und Wünsche für uns Verpflichtung sind.
Heckenschnitt u. ä. wird nicht entsorgt, sondern an unterschiedlichen Orten Jahre bis zur Kompostreife aufgeschichtet und dient etlichem Getier als Unterschlupf: Spitzmaus, Molch, Igel, viele Blindscheichen, auch Wühlmäuse…(leider kein Maulwurf). Die Fauna kann allerdings nicht ganz in Frieden leben. Nicht wegen uns, sondern ökodivers bedingt durch Katzen (wir selbst haben keine) und einen Marder. Das scheue Tier verrät seine Existenz gelegentlich damit, dass es seine Häufchen mitten auf Wege setzt. Für uns entsorgt es u.a. Knochenreste von Hähnchenmahlzeiten und bedankt sich, indem es unser Auto verschont, wenn es zuweilen über Nacht im Freien steht.
Die pflanzlichen Abfälle werden kompostiert. Unser Zierrasen umfasst etwa 30 Quadratmeter; das meiste ist verwilderte Wiese, die zweimal im Jahr gemäht wird – und die ehedem manchen Spaziergänger zu Nasenrümpfen veranlasste.
Dachwasser, Hofwasser, Drainagewasser werden in der erweiterten ehemaligen Klärgrube (13 Kubikmeter) gesammelt. In der heutigen Zeit der Klimakapriolen dient die Zisterne zusätzlich als Rückhaltebecken im Kleinformat.
Der Artikel in „Der Schwarzwald“ hat überzeugende Argumente, doch er überträgt urbanes Denken in ländliche Regionen und das mit emotional vorbelasteter Ausdrucksweise („Flächenfraß“, „Betonflut“). Jedenfalls ist unsere ÖKO- und CO2-Bilanz um ein Vielfaches besser als es die Wiese zuvor war.
Zurück zu Gärtringen: Wenn wir auf einer vielleicht 500-Quadratmeter-Parzelle zur Nachbarsgrenze hin nur ein Dreimeterfünfzig-Rasenstück mit einem Tulpenbeet und ein paar Ziersträuchern zur Verfügung hätten, sähe das Ergebnis so aus wie im Artikel gemeint.
Beim Antrag an die Landesregierung sollte unter anderem auch differenziert darüber nachgedacht werden, wie den Wünschen der engagierten Häuslebauer gerecht und gleichzeitig die Ökobilanz verbessert werden kann.
Roland & Gisa Kost, 3. Juni 2023 per E-Mail
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