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Leserzuschrift, Ausgabe 4/2021

Es ist heute das erste Mal, dass ich mich mit einem Leserbrief an Sie wende.

Seit ich vor einigen Jahren Mitglied des Schwarzwaldvereins wurde, freue ich mich auf Ihre Mitgliederzeitschrift, in der ich immer wieder interessante Beiträge und Anregungen für Wanderungen im Schwarzwald und anderswo finde.

Besonders freue ich mich, dass ich auch einen Wandertipp „Von Hinterzarten nach Kirchzarten“ – dem Ort meiner Heimat – fand.

Leider währte die Freunde nicht nur an diesem Beitrag, sondern an der ganzen Ausgabe Ihrer Zeitschrift nur kurz. Denn wie ich feststellen musste, strotze das Heft nur so von dieser „Gendern“ genannten Sprachverhunzung, die mir die Freude an der Lektüre ein für alle Mal vergällte.

Ich möchte hier keine politische oder germanistische Diskussion beginnen. Ich finde aber, dass gerade eine altehrwürdige Institution wie der Schwarzwaldverein nicht jeder nervösen Zuckung des Zeitgeistes hinterherhecheln sollte. Sie haben das nicht nötig, erst Recht wird es nicht – was ggf. Ihre Intention ist – Menschen zum Schwarzwaldverein führen, die den Weg bislang nicht zu ihm gefunden haben. Wer Interesse am Wandern, Heimat und Natur hat und die große Leistung des Schwarzwaldvereins und der anderen Wandervereine mit den meist erstklassigen Beschilderungen erlebt hat, wird sich für Sie interessieren. Wer sich lieber Gedanken darüber macht, über Sprache Menschen umzuerziehen, wohl eher nicht. Und warum all das in Zeiten, wo Frauen so gleichberechtigt sind wie nie zuvor?

Ich möchte Sie daher bitten, wieder zur richtigen deutschen Rechtschreibung zurückzufinden und die Gleichberechtigung in Taten statt in falscher Sprache und bloßen Symbolen zu leben. Denn wo soll das hinführen? Letztlich doch nur zu einer Art neuem Feudalismus, wo jede Gruppe der Gesellschaft ihre – vermeintlichen – Vorrechte geltend macht, das große Ganze aber aus dem Blick fällt und am Ende eine stärker fragmentierte Gesellschaft steht als zuvor.

Die letzte Ausgabe Ihrer Zeitschrift bietet dafür übrigens ebenfalls ein gutes Beispiel: Barrierefreiheit und Inklusion – das sind, gerade für einen Wanderverein, Aufgaben, die in einer auch älter werdenden Gesellschaft von großer Bedeutung sind. Und es geht hier um eine Gruppe, die tatsächlich benachteiligt ist. Und sehen Sie: diese Gruppe und der Einsatz für sie kommen auch ohne Einflussnahme auf die Sprache aus. Das Thema zählt!

Da „Der Schwarzwald“ ja eine Zeitschrift eines Vereins ist, rege ich an, einmal die Vereinsmitglieder zu Ihrer Haltung zum Gendern in der Sprache zu fragen. Ich nehme an, das Ergebnis wird – ähnlich wie in der Gesamtgesellschaft – eindeutig sein. Dies wäre übrigens gelebte Demokratie.

Karsten Kayser, 71696 Möglingen am 13.12. per E-Mail


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