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Nach Regen folgt Sonne

Graue Wolken über Kandern, Nieselregen, vom Bodensee angereiste Freischärler erzählen von Schnee unterwegs. Doch: Als wir an Tag vier unserer Revolutions-Wanderungen auf der Scheideck an das Gefecht vor 175 Jahren erinnern, wagt sich die Sonne hervor. Ein Zeichen?

Da tröpfelt es noch: Die Wandergruppe beim Aufstieg zur Scheideck

Hecker hat hier am 20. April 1848 gegen badisches und hessisches Militär verloren. Aber das, wofür sie vor genau 175 Jahren gekämpft haben, ist lebendig. „Was wir heute an Freiheit und Demokratie haben“, so formuliert es einer der Mitwanderer, Schwarzwaldvereins-Präsident Meinrad Joos, „beruht auf dem Mut und dem Ideenreichtum der engagierten Menschen damals.“ Applaus von den rund 50 Wandersleuten, die sich vom grauen Wetter am Mittag in Kandern nicht abschrecken lassen.

Wagen mit Kanonen

Als wir in der Nähe der Hundstallbrücke erzählen, wie es war an jenem Apriltag, halten neben uns Autos mit Anhängern. Darauf zwei veritable Kanonen: Angekarrt aus Bad Krozingen und Müllheim von bärtigen Männern mit schwarz-rot-golden geschmückten Hüten, und die wollen wie wir an das denkwürdige Finale des Heckerzugs erinnern. Auf ihre sehr laute Art, versteht sich.

Kundige Reden

Oben auf der Scheideck knallt es nicht nur, es wird auch geredet. Heinz Siebold, Publizist und 48-Kenner, ordnet die Geschehnisse an Ort und Stelle kundig ein. Klaus Hug von der Heckergruppe Singen erzählt vom Hecker, liest eine von dessen Reden vor und legt Wert darauf, dass die entschieden-radikalen Worte ein Zitat sind: „Sonst würde vielleicht gleich der Verfassungsschutz kommen.“ Ja, Hecker, Struve und die anderen waren radikal, weil sie glaubten, nur so eine bessere Welt durchsetzen zu können. Auch wenn sie 1848 scheiterten. Darauf noch eine Kanonade, befehligt von Viktor Kaiser, der mit seinen Freischärlern und Kanonieren aus dem Klettgau kommt. Es donnert gewaltig, Pulverdampf zieht in den Wald, Applaus.

Da sollte was geschehen

Ein bisschen abseits vom Trubel der Gedenkstein, der für den beim Gefecht gefallenen Regierungs-General Friedrich von Gagern aufgestellt wurde. Davor eine Steinplatte mit den Namen gefallener Freischärler. Die sind nicht mehr gut zu lesen, da sollte was geschehen. Und: Da wird was geschehen. Jetzt wird recherchiert, wer zuständig ist. Und dann wird die Sache angegangen. Ein schöner Nebeneffekt unserer kleinen Feier.

Toller Einsatz

Dank gilt der Volkshochschule Kandern, Mitveranstalterin der Aktion. Super der Einsatz des Schwarzwaldvereins vor Ort: Der Vorsitzende grillt Würste (sehr lecker!), es gibt Kaffee und Kuchen, Bier und Wein. Und es gibt die drei Wanderführerinnen und Wanderführer, die sehr zu loben sind. Ursula Sütterlin, Klaus Steffe und vor allem Karin Kühn, die uns am Ende noch zu jener Kanderner Ortsstraße führt, mit der an den – bei Kandern gescheiterten – Freiheitskämpfer Friedrich Hecker erinnert wird. Es handelt sich…

…um eine Sackgasse.

Klaus Gülker

2 Kommentare zu “Nach Regen folgt Sonne

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