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„Kräftige Bergbewohner“

Tag drei unserer Wanderungen auf den Spuren der Revolutionäre von damals: Und diesmal ganz nahe an der Grenze zur Schweiz. Dorthin setzte sich Hecker ab, nach dem Scheitern am 20. April 1848. Die Eidgenossenschaft war weiland ein sicherer Hafen für Demokraten.

Die Wandertruppe aus Stühlingen. Mit Heckerhut: Wanderführerin Veronika Keller

Wir sind aber mit dem Schwarzwaldverein Stühlingen auf der deutschen Seite der Wutach geblieben, haben nur rübergeschaut auf die Schweiz am anderen Flussufer. Start der Etappe: Grimmelshofen. Jener Ort, an dem Freischärler 1849 die hölzerne Wutachbrücke anzündeten, auf dem Rückzug. Ein Mitwanderer berichtet davon; ein anderer informiert, wie Stühlingen nach der gescheiterten Revolution in auch finanzielle Bedrängnis kam. Überhaupt hat es sich bei den bisherigen Touren erwiesen: Viele interessieren sich für das, was war; viele haben spannende lokale Informationen; manche haben sogar noch Dokumente, Briefe und Ausschnitte in petto. Danke dafür!

Theo wandert im Kostüm mit. Er ist ein begeisterter Schauspieler.

Schmale Pfade, wilde Wutach

Hecker und seine Scharen kamen 1848 nach Stühlingen auf dem Durchmarsch von Riedböhringen weiter Richtung Bonndorf. Ganz bestimmt haben sie nicht jene schmalen Pfade genommen, die wir im ersten Abschnitt der Tour gewandert sind – auf dem Schluchtensteig. Aber wahrscheinlich hat die Wutach damals ähnlich ungezähmt ausgesehen, wie sie es jetzt zwischen Weizen und Stühlingen wieder ist. Renaturierung ist das Stichwort. Dort waren wir dann im zweiten Teil der Wanderung unterwegs.

Über den großen Teich

Idyllisch fast: Eine Wasseramsel fliegt vorbei, Blesshühner tauchen ab. Der Fluss muss nicht mehr im geraden Bett vor sich hinströmen. Gelegenheit, am großen neu entstandenen Teich darüber zu reden, dass viele Freiheitskämpfer von 1848 über den großen Teich in die USA gegangen sind, nach der Niederlage. Und dort, wie Hecker, später im Bürgerkrieg gegen die Sklaverei gekämpft haben: Und gewannen. Eine neue Erfahrung für die 48er!

Erst revolutionär, dann verhalten

Was aber Stühlingen im März 1848 betrifft: Da ging es zur Sache. Die Stimmung war explosiv. Die Bürgerwehr wurde bewaffnet, die Bauern zahlten keine Steuern mehr, die Obrigkeit wurde aus dem Städtle verjagt. Davon spürte Hecker einen Monat später nicht mehr sehr viel. Er beklagt in seinen Erinnerungen einen „kalten“ Empfang, weist aber natürlich darauf hin, dass er und Struve zum versammelten Volk sprachen, und siehe da: „Die Stimmung schien sich zu ändern.“ Tatsächlich zogen tags darauf einige Stühlinger mit, als Hecker zwar schon weg war, aber eine weitere Freischärlerschar unter Franz Sigel Station an der Wutach machte.

„Kräftige Bergbewohner“

Vielleicht waren es jene „kräftigen Bergbewohner“, wie Hecker in seinem noch 1848 erschienenen Buch die Menschen der Region beschreibt: „Der helle Verstand…, die Nähe der Schweiz und die Kenntnis der republikanischen Zustände macht sie zu überlegenen Republikanern.“ Da ist sie wieder, die Schweiz: Nicht nur als Fluchtpunkt, sondern auch als demokratisches Vorbild.

Bahn frei für die Revolutionäre?

Hier sind wir auch vorbeigekommen auf unserem Weg von Grimmelshofen nach Stühlingen. Klar, dass dieses „H“ an den Gleisen des Bahnhofs Weizen nicht für „Hecker“ steht. Als Hecker hier vorbeikam, gab es die Sauschwänzlebahn noch nicht. Von einem einfach Schild, „H“ wie Halt, hätte er sich auch nicht aufhalten lassen.

Klaus Gülker

Ein Kommentar zu “„Kräftige Bergbewohner“

  1. Lieber Klaus,
    es ist vollkommen richtig, wir Stühlingenr sind die „kräftigen Bergbewohner“ mit dem hellen Verstand und dem Blick in die Schweiz! Für Freiheit haben die Stühlinger Bauern immer gekämpft, das zeigte sich auch im Jahre 1524, als der Bauernaufstand in der Raumschaft Stühlingen begann. Beherzt, aber mit viel Verstand, so wie damals Michel Heim, der von Theo (oben) beim Freilichtspiel „Im Bur si Recht“ im Jahe 2012 verkörpert wurde.
    Im Buch „Stühlingen- Vergangenheit und Gegenwart“ von Gutstav Häusler ist die Zeit der Revolution hier in unserem Städtchen sehr detailiert beschrieben. Zuerst der Mut zum Aufstand, dann viele Strafen für die Beteiligten und danach noch die finanzielle Not der Stadt.
    Ein wunderbarer Nachmittag mit viel Geschichte und Landschaft durften wir mit dir erleben, vielen Dankfür deine Zeit und immer wieder gerne in Stühlingen unterm Schloss Hohenlupfen.
    Herzliche Grüße
    Arnfried Winterhalder

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