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Hecker kam nicht nach Donaueschingen

Aber wir! Zweite Etappe auf den Spuren der Revolutionäre – mit dem Schwarzwaldverein Donaueschingen von Pfohren aus. Von dort stammten gleich zwei Aktivisten der 48er.

Nämlich Andreas Willmann und Joseph Weißhaar. Beide kämpften 1848 für Freiheit und Demokratie – und Willmann hat man am Bahnhof Donaueschingen auch ein Denkmal gesetzt, hier umrahmt von der fröhlichen Wandergruppe des Schwarzwaldvereins Donaueschingen. Geht vielleicht ein bisschen unter in der bunten Menge, deshalb hier nochmal solo zu betrachten:

Willmann und Weißhaar wurden in Pfohren geboren, im Gasthaus Ochsen. Weißhaar war Wirt im Klettgau, engagierte sich dort auch militärisch für Freiheit und Demokratie und blieb nach der Niederlage zunächst in Baden. Anders Willmann: Er setzte sich mit Friedrich Hecker direkt nach der Niederlage von Kandern in die Schweiz ab. Zwar kam er 1849 noch einmal zurück, machte in der kurzen Spanne der zweiten Volkserhebung Karriere sogar als Minister der Revolutionsregierung. Doch nach deren Scheitern ging er in die USA, kämpfte auf der Seite der Nordstaaten im Bürgerkrieg, setzte sich für die Sklavenbefreiung ein und gründete mit anderen die Stadtsparkasse New York. Eine Karriere von der Donau zum Hudson River, vom Revolutionär zum Sparkassenmanager.

Und Donaueschingen?

Tatsächlich wollte Hecker am dritten Tag seines Heerzugs in die Stadt einmarschieren. Kollege Gustav Struve war schon dort, hatte agitiert und hätte auch Heckers Aufforderung, den Fürsten von Fürstenberg festzusetzen, in die Tat umgesetzt – wenn er sie denn erhalten hätte. Die Nachricht blieb stecken, dafür rückten württembergischen Truppen vor. Struve konnte noch erreichen, dass seine Freischärler vor dem Einmarsch die Stadt verlassen durften. Ihr Treffen mit Heckers Leuten fand dann vor den Toren Donaueschingens statt. Da, wo wir als Wandergruppe an diesem eher grauen Sonntag unterwegs gewesen sind.

Als Jüngster heute dabei: Jonathan (6, aber fast schon 7), hier ausnahmsweise mit Heckerhut

Großes Interesse

Viele Fragen gab’s unterwegs: Was waren das für Leute, die sich auf die Unternehmungen einließen? Eher Landbevölkerung als Städter. Wie haben sie sich unterwegs versorgt? Sie haben genommen, was sie bekommen konnten. Und auch schon mal einen Ochsen, ich betone: gekauft und dann gebraten, um die Mannschaft zu versorgen. Und Transportmittel? Karren, Kutschen, Pferde und die eigenen Beine.

Apropos Transportmittel

Unsere Wanderung sollte beginnen mit einer Linienbusfahrt per Rufbus nach Pfohren, um von dort zu starten. Alles monatelang geordert, aber was nicht kam, war der bestellte Bus. Tilman von Kutzleben vom Schwarzwaldverein hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, und siehe: Es hat sich ein netter Busfahrer gefunden, der uns außer der Reihe dann doch noch zum Wanderstart gefahren hat. Auch wenn die Rufbuszentrale unsere Bestellung wohl einfach vergessen hatte. Danke, Roland, unserem Retter!

Klare Worte

Schlusspunkt dann an der Donau, direkt gegenüber vom Fürstlichen Schloss. Die Worte Heckers über die Fürsten als solche waren ja nicht besonders schmeichelhaft. Ich habe mir erlaubt, sie mit lauter Stimme vorzulesen. Aber ob das jemand dort vernommen hat, und wenn ja, ob er oder sie es für aktuell hält: Wer weiß…

Klaus Gülker

Auf der Hut – an der Donau

Was arbeiten, was erfinden, was schaffen denn eure Fürsten? Wer hinter die Kulissen des Regierens geschaut, wer selbst als Staatsmann in die Leitung der Staatsgeschäfte geblickt, sie genau beobachtet und daran teilgenommen, der weiß nur zu gut, welch überflüssiges Ding ein Fürst ist…

Friedrich Hecker, Die Erhebung des Volkes in Baden für die deutsche Republik im Frühjahr 1848. Basel 1848.

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