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175 Jahre Badische Revolution

Wandern auf Heckers Spuren

Dass die Revolutionäre von einst für ihren Zug von Konstanz aus im April 1848 nicht den Zug nehmen konnten, war klar: Eine Eisenbahn gab es damals am See noch nicht. Also zog man mit Ross und Wagen los, vor allem aber zu Fuß. Und genau das wird 175 Jahre danach Thema von verschiedenen Wanderungen der Schwarzwaldvereins-Ortsvereine in Südbaden sein. „Wir wandern auf den Spuren der Badischen Revolution – mit vielen historischen Informationen unterwegs“, das ist die Idee, entstanden bei einem Treffen im vergangenen Herbst: „Kein Revoluzzer-Tourismus, sondern lebendige Erinnerung daran, dass auch in der deutschen Geschichte schon früh für einen demokratischen Staat gekämpft wurde.“

Ein Plan, der im Präsidium des Schwarzwaldvereins auf große Zustimmung stieß: „Die Idee, Wanderungen auf den Spuren des Heckerzugs durchzuführen, finde ich sehr, sehr gut!“, so Vizepräsident Martin Huber: „Damit wird in Erinnerung gerufen, dass Freiheit nicht von alleine kommt, sondern immer wieder erkämpft werden muss.“

Friedrich Hecker, dem badischen Abgeordneten und Kopf der republikanischen Bewegung, folgten seinerzeit am ersten Tag allerdings nur einige Dutzend Anhänger. Dass es ernst werden könnte mit dem Kampf für die Demokratie, und sei es mit der Waffe in der Hand, schreckte viele ab, die vorher die Forderungen noch lautstark unterstützt hatten. Davon wird zu erzählen sein: auf der Wanderung nach Allensbach genau 175 Jahre nach den Ereignissen. Aber auch auf einem Blog, der parallel zu den Wanderungen auf der Homepage des Schwarzwaldvereins entstehen wird.

Hecker und seine Mitstreiter, darunter auch etliche Frauen, zogen 1848 durch den Hegau, über die Baar und in den Schwarzwald, wo der „Heckerzug“ mit einer militärischen Niederlage gegen die Truppen der Staatsmacht endete. Das war am 20. April bei Kandern. In fünf historischen Wanderungen sollen die Ereignisse von damals lebendig werden: Außer von Konstanz aus auch bei Donaueschingen und Stühlingen; zudem soll es am Jahrestag auf die Scheideck bei Kandern gehen, wo die Freischärler geschlagen wurden. Genau dort wird an diesem Tag mit einer Gedenk-Veranstaltung an die Ereignisse erinnert. Den Schlusspunkt setzt eine Wanderung von Horben nach Freiburg: Drei Tage nach dem Ende des „Heckerzugs“ war auch hier der demokratische Traum vorerst ausgeträumt.

Übrigens: Präsident Meinrad Joos findet die Aktion mit Start in Konstanz auch aus einem persönlichen Grund gut. „Der Landkreis Konstanz ist ja schließlich meine Heimat“, sagt er und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Ich weiß darum, dass die badischen Freiheitsgedanken an der Schwäbischen Grenze schon immer besonders ausgeprägt waren und sind!“

 

Wanderungen 175 Jahre Badische Revolution

Donnerstag, 13. April 2023 10.30 Uhr

Konstanz Rosgartenmuseum

Auf den Spuren der Freischärler

Am 175. Jahrestag des Heckerzug-Starts gibt es einen revolutionären Auflauf in Konstanz, dort, wo es damals losging. Rund um das Konzil und anschließend beim Rosgartenmuseum ist mit Freischärlern zu rechnen. Nach einem entsprechenden Empfang im Rosgartenmuseum geht es dann gemeinsam mit dem Schwarzwaldverein Konstanz auf den Spuren Heckers und seiner Gefolgsleute nach Allensbach, eine rund vierstündige (15 km) Wanderung. Rückfahrt von Allensbach mit dem Zug. Anmeldung und Information: Detlev Zilz 07531/76291.

 

Sonntag, 16. April 2023, 10 Uhr

Donaueschingen Donauhalle

Warum kam Hecker nicht nach Donaueschingen?

Auf dieser Wanderung des Schwarzwaldvereins Donaueschingen geht’s um die turbulenten Ereignisse 1848 in und um Donaueschingen: Wie der spätere Bankdirektor Andreas Willmann aus Pfohren zur Revolution aufrief, warum Friedrich Hecker von Donaueschingen enttäuscht war und nicht die Stadt kam – und wie Amalie Struve dafür kämpfte, dass die demokratische Bewegung keine reine Männersache blieb. Es beginnt mit einem Bustransfer nach Pfohren. Danach wandern wir rund drei Stunden, Strecke etwa 12 km, leicht. Treffpunkt 10:00 Uhr an den Donauhallen Donaueschingen. Anmeldung bis 5.4. (begrenzte Teilnehmerzahl) bei Tilman v. Kutzleben Tel. 0771/9 70 26

 

Mittwoch, 19. April 2023, 12.45 Uhr

Stühlingen, Bahnhofstraße

Ins aufmüpfige Stühlingen

Bei ihrem Zug durch Südbaden kamen die Mannen und Frauen Heckers auch durch Stühlingen – seinerzeit ein revolutionäres Pflaster. Eine Bürgerwehr entstand, der Obrigkeit verweigerten viele die Gefolgschaft. Hecker und Struve hielten hier flammende Reden, die auf durchaus fruchtbaren Boden fielen. Mit dem Schwarzwaldverein Stühlingen wandern wir von Grimmelshofen aus ins Städtle. Start ist an der Bahnhofstraße um 12.45 Uhr, wir nehmen gemeinsam den Bus nach Grimmelshofen und starten dort unsere rund dreieinhalbstündige leichte Tour mit vielen historischen Informationen unterwegs. Anmeldung bis 11.4. bei Wanderführerin Veronika Keller, 0771/7969.

 

Donnerstag, 20. April 2023, 12 Uhr

Bahnhof Kandern

Böller für die Freiheitskämpfer

Mit dem Schwarzwaldverein Kandern geht’s auf die Scheideck, wo auf den Tag genau vor 175 Jahren der Heckerzug mit einer Niederlage gegen die Regierungstruppen endete. Auf der Scheideck beginnt im 15 Uhr eine Gedenkveranstaltung, bei der u.a. die Klettgauer Kanoniere auftreten werden. Auch Festreden und Lieder gehören zum Programm. Anschließend führt die Wanderung (insgesamt ca 7 km, 200 HM) über den Sauweg zurück nach Kandern. Mit dabei ist auch der Publizist Heinz Siebold, der mit seiner Gitarre die Tour begleiten wird.

Begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldung erforderlich bis 17.4. bei den Wanderführerinnen Karin Kühn und Ursula Sütterlin, 07626 817 oder 0152 034 027 77.

 

Sonntag, 23. April 2023, 11.45 Uhr

Horben, Rathaus

Das letzte Aufgebot

Es war das letzte Aufgebot im April 1848, das sich unter dem Kommandanten Franz Sigel in Horben sammelte. Ihr Ziel: Freiburg. Mit dem Schwarzwaldverein Freiburg-Hohbühl und Wanderführer Walter Sittig sowie 1848er-Kennern wandern wir den Weg der Revolutionäre von Horben über Günterstal nach Freiburg, machen Halt an der Gedenkstätte im Wald und sind am Ende dann noch Gäste der Landeszentrale für Politische Bildung, Außenstelle Freiburg, die die ganze Aktion unterstützt. Wegstrecke: rund 7 km, meist bergab, Wanderzeit rund zweieinhalb Stunden. Anmeldung bis 21.4. bei Klaus Gülker, 0761/4760494 oder per Mail: [email protected].

Hier der Link zu allen geplanten Veranstaltungen!

Text: Klaus Gülker

3 Kommentare zu “175 Jahre Badische Revolution

  1. Guten Tag,
    ich sehe heute zum ersten mal, dass im Süden von TheLänd das Thema 1848/1849 auf dem Plan steht.

    Und meine, dass bei diesem Thema Rastatt unbedingt mit auf Ihren Plan sollte und nicht im Innern versteckt. Schon alleine, weil dort alle Hoffnungen brutal beendet worden sind. Es gibt im Rastatter Schloss eine sehenswerte Dauerausstellung dazu:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Erinnerungsst%C3%A4tte_f%C3%BCr_die_Freiheitsbewegungen_in_der_deutschen_Geschichte?wprov=sfti1
    https://demokratie-geschichte.de/karte/2247

    Und wenn man schon einmal dort ist, kann man auch die Innenstadt ums Schloss herum besichtigen. Vom Bahnhof Rastatt aus ist man zu Fuß – fast ausschließlich durch den Schlosspark – in 15 Minuten am Eingang der Ausstellung. Die Parkplatzsuche kann länger dauern. Der Regionalexpress fährt zuverlässig hin. Bald im Rahmen von 49 EUR. Ab Freiburg in erträglicher Zeit.

    Herzliche Grüße
    Anita Welti

    1. Liebe Anita Welti,
      danke für die Anregung. Wir haben uns jetzt erst mal auf 1848 konzentriert, werden aber nach und nach dann auch zu 1849 kommen. Auf der Homepage https://badische-revolution1848.de findet sich zu Rastatt auch schon allerlei. Sie haben natürlich völlig recht, das bittere Ende darf nicht außen vor bleiben. Aber gerade die Erinnerungsstätte in Rastatt zeigt ja auch, dass die damals Besiegten am Ende eben doch, historisch gesehen, Sieger waren. Wie hat es Bundespräsident Gustav Heinemann 1974 bei der Einweihung gesagt:
      “Man sagt gelegentlich, und ich habe es auch getan, die Geschichte werde vom Sieger geschrieben. (…) Doch wer ist nun Sieger und wer Besiegter? (…) Sind wirklich jene die Sieger, die damals die deutsche Einheit verhindert und die demokratischen Freiheitsrechte niedergeschossen haben? Haben nicht sie letztlich unser Land in Schande und schreckliche Zusammenbrüche geführt? Sind nicht am Ende doch sie die Verlierer und Sieger jene, die einst für das kämpften, was wir heute unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung nennen?”
      Vielen Dank für Ihr Interesse und herzliche Grüße nach Rastatt
      Klaus Gülker

  2. Der lange Weg der Deutschen
    zu Demokratie und Freiheit. 🇩🇪
    Eine kleine Zeitreise in Versform
    durch die deutsche Geschichte.

    DEUTSCHE EINHEIT IN FREIHEIT

    Aus dem Ostfrankenreich entstanden,
    mit Kaiser und König auf dem Thron;
    wird aus diesem Lande das Heilige
    Römische Reich Deutscher Nation.

    Napoleons Siegeszug bringt das Ende,
    der letzte römisch-deutsche Kaiser geht.
    Der Wiener Kongress ordnet Europa neu,
    als Folge der Deutsche Bund entsteht.

    Ein loser Verbund der Fürstentümer,
    kein einheitlich geführtes Vaterland.
    Der Flickenteppich hemmt den Verkehr,
    behindert die Wirtschaft eklatant.

    In den Befreiungskriegen entstanden,
    wird auf den Einheitsgedanken gebaut.
    Das Wartburgfest vereint die Jugend,
    in Hambach werden Forderungen laut.

    Das Ganze führt hin zur Revolution,
    Frankfurts Nationalversammlung tagt.
    Ein Augenblick der Einheit in Freiheit,
    bevor man sie auseinander jagt.

    Preußen beansprucht die Vormacht,
    tut dies den Ländern deutlich kund.
    Kriege mit Dänemark und Österreich
    führen zum Norddeutschen Bund.

    Mit den Süddeutschen zieht man
    gegen Frankreich mit frischem Mut.
    In Paris kann Bismarck vollenden die
    Deutsche Einheit durch Eisen und Blut.

    Kaiser Wilhelm konsolidiert das Reich,
    Großmachtsucht aber führt zum Kriege.
    Nach Versailler Vertrag und Inflation
    kommt Hitlers Nazipartei zum Siege.

    Der verlorene Zweite Weltkrieg,
    von der Wehrmacht in Gang gesetzt;
    hinterlässt ein traumatisiertes Land,
    geteilt und von den Siegern besetzt.

    Diese machen ihren Einfluss geltend,
    der zähe Kampf der Systeme beginnt.
    BRD und DDR entstehen,
    der Traum von der Einheit zerrinnt.

    Beide deutsche Staaten rüsten auf,
    an Atomwaffen wird offen gedacht.
    Eintritt in NATO und Warschauer Pakt
    haben die Teilung perfekt gemacht.

    Viele Ostdeutsche verlassen ihr Land,
    das Regime ist unter Druck gesetzt.
    Der Mauerbau soll die Flucht beenden,
    Menschenrechte werden grob verletzt.

    Mit Brandt kommt die Annäherung,
    langsam beginnt das Eis zu tauen.
    Nach der UNO – Aufnahme schaffen
    Ständige Vertretungen Vertrauen.

    Gorbatschow setzt auf Perestroika,
    die DDR – Führung zeigt sich irritiert.
    Es demonstrieren die Volksmassen,
    das SED – Regime wirkt paralysiert.

    Es siegt die friedliche Revolution,
    die Mauer wird zu Fall gebracht.
    Nun wartet der Bemühungen Lohn,
    die Deutsche Einheit ist vollbracht.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen

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