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Winterspaß für Menschen – Winterruhe für Wildtiere

Wildtierfreundlich im Schnee unterwegs

Die Fasnachtstage stehen vor der Tür. Ohne Umzüge und Veranstaltungen sind sie für viele Menschen eine gute Gelegenheit, die winterliche Natur des Schwarzwaldes als Ausgleich zum Corona-Alltag für Bewegung und Erholung zu nutzen. Loipen, Winterwanderwege und Rodelhänge sind aufgrund der geschlossenen Liftanlagen gut besucht, aber auch abseits der Wege herrscht vielerorts ein reges Treiben. Für die Wildtiere im Schwarzwald bedeutet das eine große Beunruhigung. Wie aber kann man guten Gewissens in den Winterlandschaften Spaß haben, ohne Wildtiere zu stören?

Wenn man als Wildtier den Winter überleben will, muss man sich ganz schön was einfallen lassen. Die Nahrung für Reh, Auerhuhn, Gämse und Co. ist knapp, das Wetter mehr als ungemütlich. Viele Wildtiere haben deshalb außergewöhnliche Fähigkeiten oder besondere Strategien entwickelt. Welche das sind, dazu gibt die Initiative „bewusstWild“ Einblicke.

Der Fuchs zum Beispiel hat eine sehr feine Nase; auch durch eine 30 cm tiefe Schneeschicht kann er eine Maus riechen. „Die würden wir noch nicht einmal wahrnehmen, wenn wir nach einer wilden Rodelfahrt mit dem Schlitten umkippen und Kopf voraus im Schnee landen“, lacht Mirjam Willert, Projektmanagerin von „bewusstWild“. Sie ist Mitarbeiterin beim Naturpark Südschwarzwald, der zusammen mit dem Verein Auerhuhn im Schwarzwald die Trägerschaft dieser Initiative bildet. „bewusstWild“ gibt spannende Einblicke, wie Wildtiere über den Winter kommen.

Ein weiteres beeindruckendes Beispiel ist der winterliche Ruhemodus der Rothirsche. Ihre Körpertemperatur wird aktiv heruntergefahren, der Herzschlag verlangsamt sich, Organe wie Magen, Niere, Leber und sogar das Herz schrumpfen. Alles, um Energie zu sparen. In diesem Ausnahmezustand verharren die Hirsche oft bewegungslos an einer geschützten Stelle.

„Auch das Auerhuhn schützt sich auf eine besondere Art vor der Kälte: Es gräbt Löcher oder Höhlen in den Schnee und ruht sich dort aus“, ergänzt Silja Ramlow, Geschäftsführerin des Vereins Auerhuhn im Schwarzwald. Die Tiere haben gefiederte Füße, die im Winter Hornstifte aufweisen; damit laufen sie auf dem Schnee wie auf „Schneeschuhen“. Im Winter ernähren sich Auerhühner vor allem von Nadeln der Kiefer, Tanne und Fichte – einer kargen Kost. „Zur energiezehrenden Balz im Frühjahr werden die restlichen Energiereserven des Winters mobilisiert“, erläutert Ramlow weiter.

Die Energiereserven der Wildtiere im Winter sind also gering. Jede Flucht verbraucht kostbare Energie, die das Wildtier nur schwer wieder auffüllen kann. Es ist geschwächt, und im schlimmsten Fall bedeutet eine Flucht den Tod des Tieres. „Wenn uns bewusst ist, wie erstaunlich die Überlebensstrategien der Tiere sind und wenn wir gleichzeitig wissen, dass jede zusätzliche Beunruhigung eben dieses Überleben gefährdet, dann wächst in vielen Winterbegeisterten vielleicht der Wunsch, wildtierfreundlich im Schnee unterwegs zu sein“, hoffen die Verantwortlichen der Initiative „bewusstWild“.

Worauf muss man also achten? Tiere können sich an die von Menschen genutzten Wege gewöhnen; deshalb sollte man die Wege nicht verlassen. Für einen Winterspaziergang gibt es gewalzte Wege, für Langläufer markierte Loipen, für eine Schneeschuh-Wanderung oder Skitour die dafür ausgewiesenen Bereiche. Wo es keine markierten Routen gibt, sollten Freiflächen vorgezogen werden. Wälder und Waldränder sind Rückzugsorte für die Wildtiere und somit besonders sensible Bereiche. Für Hunde gilt es, an der Leine zu bleiben – auch der besterzogene Hund kann Feldhase und andere Wildtiere ganz plötzlich wittern und aufscheuchen.

Außerdem empfiehlt die Initiative „bewusstWild“, im Winter nur tagsüber unterwegs zu sein. Bei Anbruch der Dämmerung und in der Nacht werden viele Wildtiere aktiv und gehen auf Nahrungssuche, welche auch ohne Störungen beschwerlich genug ist. Sportlich betätigen kann man sich nach Feierabend auf den beleuchteten Nachtloipen (http://www.loipenportal.de/schwarzwald). Ausflüge mit Stirnlampen oder Fackeln sollten im Winter ganz vermieden werden oder wenn, dann nur in unmittelbarer Siedlungsnähe stattfinden.

Wenn diese Punkte beachtet werden, bleibt die Natur für die Wildtiere Lebensraum und für uns Menschen Erholungsraum, in dem wir Gäste sind.

Alle Informationen rund um die Initiative finden Sie unter www.bewusstwild.de.

Dieses Projekt wird vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg unterstützt.

Ansprechpartnerin der Initiative „bewusstWild“: Mirjam Willert,
E-Mail: [email protected], Tel. 0177 4595539 (auch Homeoffice)

Pressemitteilung des Naturparks Südschwarzwald vom 10.2.2021

Bildnachweise:

Bild 1: Begeistert und bewusst im Lebensraum der Wildtiere unterwegs zu sein, dafür setzt sich die Initiative „bewusstWild“ ein. (© Sebastian Schröder-Esch)
Bild 2: Ausruhen und möglichst wenig bewegen, das ist die beste Methode vieler Wildtiere, um Energie zu sparen. (© Robin Lyon/Unsplash)

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