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Der Rohrhardsberg – ein Modellgebiet für den Schwarzwald

Neu erschienenes Buch sucht Antworten für Naturschutz und Landwirtschaft 

Text: Peter Lutz, Der Schwarzwald 4/2020 

Die Landschaft von Yach, einem Seitental des Elztals, findet schon seit vielen Jahren in der Fachwelt besondere Aufmerksamkeit. Seit den 1990er Jahren werden in dem Tal eingehende Untersuchungen zum Naturschutz und zur Pflege der Landschaft durchgeführt, ja man kann sagen, das Tal ist geradezu ein „Labor“, um nachhaltige Landnutzung im Einklang mit Naturschutz zu testen und zusammen mit den ansässigen Landwirten naturnahe Projekte zu erproben. Begleitet werden die Projekte von den in der Region bekannten Yacher Symposien, fachlichen Zusammentreffen, bei denen die Ergebnisse dieser „Landschaftsversuche“ einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Während des 7. Yacher Symposiums über „Die Landschaft und ihre Gestalter“, das Ende Juli 2020 in dem Schwarzwalddorf stattfand, stellten Bernd-Jürgen Seitz und Heiko Haumann ihr erschienenes Buch „Die Landschaft am Rohrhardsberg und ihre Gestalter“ vor. Beide Autoren hatten an allen bisherigen Yacher Symposien mitgewirkt und Vorträge gehalten: Bernd-Jürgen Seitz als Mitarbeiter und schließlich Leiter des Referats „Naturschutz und Landschaftspflege“ im Regierungspräsidium Freiburg, Heiko Haumann als Historiker und aktives Mitglied des Heimat- und Landschaftspflegevereins Yach sowie des Yacher Arbeitskreises Kultur. Das 7. Symposium zog eine Bilanz der Symposien, die seit 1995 stattgefunden haben, und gab zugleich Anregungen für die Zukunft. Die Symposien, organisiert von der Naturschutzbehörde und der Ortsverwaltung Yach, haben mit unterschiedlichen Schwerpunkten die Beziehungen zwischen Landschaftsentwicklung, Land- und Forstwirtschaft sowie Naturschutz thematisiert. Die Landschaft am Rohrhardsberg im Mittleren Schwarzwald bot sich dafür an, denn sie ist seit Jahrzehnten eine Modellregion für den Naturschutz. Yach – ein Ortsteil von Elzach – gehört zu den Gemeinden, die sich nach anfänglicher Skepsis aktiv an Planung und Umsetzung von Naturschutz- und Landschaftspflege- Maßnahmen beteiligt haben, um ihre charakteristische Landschaft zu erhalten und weiter zu gestalten. In ihrem Buch stellen die beiden Autoren die Landschaft am Rohrhardsberg in Text und Bild einer breiteren Öffentlichkeit vor. Hervorzuheben ist die reichhaltige Bebilderung mit historischen und aktuellen Fotos sowie die sehr schöne Ausstattung des Bandes. Die Autoren beschreiben die Landschaft und die verschiedenen Lebensräume. Ausführlich schildern sie die Geschichte des Gebietes – vom ursprünglichen Urwald hin zur heutigen Kulturlandschaft. Dabei werden die Folgen dieser Entwicklung für die Menschen, für die Besiedlung, die Lebenswelten und die Wirtschaftsweisen, ebenso für die Tiere und Pflanzen sichtbar.

NATUR UND MENSCH

Die Autoren widmen sich ausführlich der Gegenwart. In Gesprächen mit Land- und Forstwirtsfamilien, die in Yach oder am Rohrhardsberg leben, wird deutlich, wie diese mit der Landschaft umgehen, welche Bedeutung Naturschutz und Landschaftspflege für sie selbst und für ihre wirtschaftliche Existenz haben und welche Probleme sie sehen. Weiter werfen die Autoren ein Licht auf die Tätigkeit von Vereinen, Institutionen und Behörden und erörtern Pläne und Projekte, wie am Rohrhardsberg Mensch und Natur harmonieren können. Dabei spielen die neuen Wege im Naturschutz, wie sie am Rohrhardsberg und im Yachtal erprobt wurden, und das von 2006 bis 2011 durchgeführte LIFE-Projekt eine besondere Rolle. Bei all dem sind die Autoren nicht nur bemüht, Geschichte, Gegenwart und mögliche Zukunft der Landschaftsgestaltung übersichtlich darzulegen, sondern lassen sich von einer ganzheitlichen Betrachtung leiten. Sie stellen den Menschen nicht der Natur gegenüber, sondern verstehen beide als Einheit. Jahrhundertelang herrschte das Denken vor, der Mensch sei der Herr der Natur, die es verfügbar zu machen gelte. Das hat zu katastrophalen Folgen – auch für die Menschen selbst – geführt. Heute stehen wir vor der Aufgabe, unsere Kulturlandschaft im Einklang mit der Natur weiterzuentwickeln.

Peter Lutz  

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